Shindo Yoshin Ryu – es gibt etwa 200 Menschen auf der ganzen Welt die diese seltene Form der Kampfkunst ausüben. 14 davon gehen diesem ganz besonderen Hobby in Freising nach. Das machte mich neugierig und so traf ich mich mit Sven Gerstendörfer, dem unglaublich sympathischen Leiter dieser Gruppe, auf einen Kaffee. Das Gespräch verlief anders als erwartet. So fing das schon mal an:)
Kaffee und Kuchen mit einem echten Shindo Yoshin Ryu Kämpfer
Normalerweise stelle ich kurze Fragen und bekomme dann ebenso kurze Antworten. Bei Sven und seiner Leidenschaft gibt’s keine kurzen Antworten und die Antworten, die ich bekam, fingen mit „das kann man so nicht sagen“ an und dann folgte eine zwar sehr interessante, aber auch lange Geschichte. Shindo Yoshin Ryu ist so traditionsverbunden, da geht ganz einfach nix mit kurzen Antworten. Das kapierte ich sehr schnell. Je länger ich diesem ganz besonderen Menschen mit seiner ganz besonderen Leidenschaft zuhörte, desto mehr interessierte mich das Ganze. Hobby ist es für ihn schon lange nicht mehr, eher eine Passion. Er möchte diese seltene Kampfkunst weitergeben und am Leben erhalten. Langweilig wird das nie, weil man nie auslernt.
Der praktische Teil – jetzt wird’s ernst:)
Das war der theoretische Teil. Dann gings in klirrender Kälte zum Training. Bereits in der Damenumkleide wurde die Sache spannend. Die Jeans wurden an den Haken gehängt und gegen eine Art Hosenrock eingetauscht. Hakama nennt sich dieser. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Mädels hängten mit der Jeans auch den Alltag an den Haken. Während sie sich einen unglaublich langen Gürtel um die Taille schlangen, wurde viel gelacht. Die Wickeltechnik des Gürtels wäre übrigens einen Blogeintrag für sich wert.
Begonnen wurde das Training mit einer Art Gebet. Ein sehr imposantes Ritual. Darauf folgten Aufwärmübungen, Handbefreiungsübungen und eine längere Einheit Fallschule. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon infiziert. Wie kann man sich nur aus einem so festen Griff so einfach herausschälen und wie fliegt man nur so elegant zu Boden, ohne sich weh zu tun. Trainiert wurde zum Großteil ohne Schwert. Was mir besonders gefallen hat, es kämpfte jeder gegen jeden. Ganz egal in welcher Liga derjenige spielte. Ein nettes miteinander.
Wie funktioniert Shindo Yoshin Ryu?
Diese Kampfkunst basiert rein auf Technik und am Erahnen der Schwachstelle des Gegners. Kraft ist hier also Nebensache. Ich war fasziniert, wie man während des Kampfes so schnell erahnen kann, wo es beim Trainingspartner gerade hakt. Ein geübter Shindo Yoshin Ryu Kämpfer spürt bereits bei der ersten Berührung, wo die Schwachstelle des Gegners ist. Das Ganze ist allerdings kein Hexenwerk, sondern reine Übungssache. Schwachstelle ist oftmals die Balance. Wo schwankt der Gegner? In welche Richtung kann man ihn am leichtesten zu Fall bringen? Der lange Hosenrock dient übrigens auch dazu, die Fußstellungen des Gegners zu verdecken. Was das Ganze nicht leichter macht.
Was ich am schönsten fand?
Am imposantesten fand ich die Schwertkämpfe. Und obwohl es im Shindo Yoshin Ryu auch Messer, Schnüre und einige andere Waffen gibt, galt mein Interesse den wunderschönen Schwertern. Mit ihren ca. 1,5 kg sind sie gar nicht so leicht, scharf sind sie zu Trainingszwecken übrigens auch nicht. Die größte Schwierigkeit für einen Anfänger besteht darin, das Schwert überhaupt zu ziehen. So ein Schwert ist nämlich ganz schön lang und ich musste mich regelrecht verbiegen, um es aus dem Gürtel zu ziehen. Bei den anderen sah das wesentlich eleganter aus. So wie alles irgendwie elegant aussah. Elegant und mühelos.
Fazit
Shindo Yoshin Ryu ist das was es ist. Eine sehr seltene Form der Kampfkunst. Unterlegt mit viel traditionellen Hintergründen, was auch die vielen „das kann man so nicht sagen“ Antworten erklärt. Es ist ca. 300 Jahre alt und kommt aus Japan. In Freising hat man seit 2009 die Möglichkeit Shindo Yoshin Ryu zu praktizieren.
Für alle, die ich jetzt neugierig gemacht habe
Wer sich für diese besondere Kampfkunst interessiert ist jederzeit herzlich willkommen. Alter (Volljährigkeit wird vorausgesetzt), Körperstatur, Vorkenntnisse spielen keine Rolle. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass man etwas Zeit und auch Geduld investieren muss. Die Freisinger Shindo Yoshin Ryu Gruppe ist ein liebenswerter Haufen und es herrscht eine unglaublich nette und familiäre Atmosphäre. Berührungsängste braucht man als Anfänger also nicht zu haben.
Die Kampfkunstgruppe ist dem Freisinger Karateverein angegliedert, Karatekenntnisse sind aber nicht erforderlich. Infos unter www.karate-freising.de oder direkt bei Sven Gerstendörfer, svengerstendoerfer@gmail.com
Dieser Artikel enthält Werbung, diese ist unbezahlt und ohne Auftrag.
Fotos: Thomas Strasser (vielen Dank Tom, da hast Du Dich selbst übertroffen!)