Es gibt ja so Erlebnisse, die man sein ganzes Leben lang nicht mehr vergisst. So eines hatte ich, als ich mich als Hebamme verkleidet, den Freisinger Stadtbären anschloss.
„Spontan, das machen wir alles spontan!“
Ich geb’s zu, mein Lampenfieber war heftig und ich habe mich auf dem Weg zur Pfarrkirche mehrmals gefragt, warum ich mir das überhaupt antue. Die Idee kostümiert bei einer Nachtwächterführung der Freisinger Stadtbär GbR mitzugehen stammte nämlich von mir. Am Treffpunkt angekommen wurde ich, nach einer herzlichen Begrüßung, in ein unglaublich bequemes, mittelalterliches Kostüm gesteckt und „gefilzt“. Alles „Nichthistorische“, sprich Schmuck, Brille und Piercings sind bei derlei Führungen nämlich tabu. Wörter wie cool, super und mein geliebtes Servus ebenfalls. Letzteres viel mir besonders schwer, da ich doch etliche Bekannte traf und diese etwas verwirrt dreinblickten, als ich meine Laterne schwenkend, ein fröhliches „Gott zum Gruße“ von mir gab. Soweit so gut. Kurz bevor die Führung startete, eröffnete mir die Truppe, so nebenbei, dass es nicht reicht einfach nur mitzugehen, sondern ich durchaus auch mitzuspielen habe. „Spontan“, hieß es, „das machen wir alles spontan“. Da war es bei mir endgültig vorbei!!!
Meine Aufregung legte sich allerdings ziemlich schnell. Nachtwächter Kilian und seine bayrisch gemütliche Art übertrug sich recht bald auf mich und dann hatte ich ja noch meine nette Hebammenkollegin Amalie an meiner Seite. Hebammen haben ja, wie man weiß, eine beruhigende Wirkung auf werdende Mütter und nervöse Bloggerinnen. Und so flutschte das „Gott zum Gruße“ bald nur so über meine Lippen und sogar meine kleinen, spontanen Sprechrollen meisterte ich mit Bravour. Ich hatte also mächtig Spaß an der Sache!
Die Mischung macht‘s
Themenführungen der Freisinger Stadtbär GbR sind eine gute Mischung aus Schauspiel und Stadtführung. Man bekommt, wie bei jeder anderen Stadtführung auch, eine Menge an Informationen über die Stadt Freising, allerdings gespickt mit vielen Geschichten und Begebenheiten von früher. Also alles andere als langweilig, schließlich erwartet einem an jeder Ecke etwas anderes. Zwielichtige Gestalten drücken sich in Hauseingängen herum, kompetente Hebammen flitzen durch die Stadt (schließlich pressierts bei derlei Dingen gern amal) und gelegentlich erschallt natürlich das Horn des Nachtwächters. Und auch wenn es sich vielleicht etwas schief anhört, so ist es auf jeden Fall sehr beeindruckend.
Die wichtigsten Personen des Abends: die Teilnehmer
Spaß hatten auch die Besucher der Stadtführung des Freisinger Stadtbär. Die kunterbunt gemischte Gruppe war mit Begeisterung und Elan bei der Sache, ließ sich von Stadtführerin Myriam mit Daten und Fakten versorgen und von den Darstellern mit passenden Anekdoten unterhalten. 90 Minuten im Laternenschein durch Freisings Gassen zu schlendern und auf unterhaltsame Weise die Geschichte der Stadt näher kennenzulernen, das hat einen ganz besonderen Charme. Übrigens, habe ich den Hang der Darsteller zur Spontanität bereits erwähnt? Da kamen die Teilnehmer nämlich auch nicht ganz aus, aber mehr wird hier nicht verraten. Nur so viel, beim Freisinger Stadtbär ist alles möglich. Absolut alles! Und genau das ist es, was diese Art von Stadtführung so beliebt macht. Seit 2011 gehören sie nun schon zum Freisinger Stadtbild und ich finde, sie sind eine richtige Bereicherung für die Stadt Freising.
Wissenswertes
Der Freisinger Stadtbär hat ein vielfältiges Angebot an Themenführungen auf Lager. Zu buchen sind die Führungen ganz unkompliziert über die VHS Freising. Eine tolle Sache übrigens auch für Firmenausflüge, Geburtstage und andere Events. Mehr dazu gibt’s hier.
Abschließend möchte ich mich noch einmal für die nette Einladung bedanken. Lieber Freisinger Stadtbär, sollte mal wieder eine kompetente Hebamme gebraucht werden, immer wieder gerne;).
Fotos: Thomas Strasser – „Stadtführung mit dem Freisinger Stadtbär “
Toller Artikel und die Fotos sind echt klasse!