Freising im Februar – Du, das packt nicht ein jeder!

Wahrheitsliebe und Offenheit. Zwei äußerst lobenswerte Tugenden. Lügen sollte man ja von Haus aus nicht und das Herz auf der Zunge tragen, nun ja, das ist zwar ganz wunderbar, aber halt auch nur, solange etwas Nettes dabei herauskommt.

Das Furunkel

Die Offenheit hat seine Grenzen. Man kann nicht ungefiltert alles was einem grad so in den Sinn kommt von sich geben. Nein, da muss man schon ein bisserl schaun, ob man es nun mit einem zartbesaiteten Gesprächspartner zu tun hat, oder einem Hartgesottenen, den so schnell nix vom Stangerl haut. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass gerade so gesundheitliche Themen mit höchster Vorsicht zu genießen sind. Passt mir da bloß auf! Wenn einem sensiblen Geschöpf detailgenau und allzu plastisch von Operationen und dergleichen erzählt wird, ja Du, das packt nicht ein jeder.

Ich achte vorsichtshalber bei allem was ich so von mir gebe auf die Gesichtsfarbe meines Gegenübers. Damit bin ich bisher immer sehr gut gefahren. Wenn diese nämlich so grünlich-graue Schattierungen annimmt, weil ich ihm von einem nur mäßig verheilten Furunkel erzählt habe, lenke ich das Gespräch unverzüglich in eine andere Richtung. Sollte sich dennoch irgendwann keiner mehr nach Deinem Befinden erkundigt, nun ja, dann hast Du es mit der Offenheit wohl ein klein wenig übertrieben. 

Die Story vom toten Hund

Eine klitzekleine Notlüge in extremen Ausnahmefällen ist doch einfach praktisch. Und ich wage zu behaupten, dass die Notlüge, in Maßen angewandt, durchaus auch sein Gutes hat und sogar zum Erhalt des Friedens beiträgt. Was glaubt Ihr denn, wie viele Ehen und Freundschaften dadurch schon gerettet wurden? Wie ich es persönlich damit halte? Ich bin der Meinung, Notlügen sollte man sich für ganz spezielle Notsituationen reservieren. Eine solche ist in meinem Fall ausschließlich dann gegeben, wenn ich während der Rosenheim Cops einen Anruf erhalte und derjenige auf ein längeres Gespräch aus ist. Aber das war’s dann auch schon. Ganz ehrlich!

Von der richtigen Lüge hingegen lassen wir besser die Finger. Außerdem beherrscht das Lügen heutzutage sowieso kaum noch jemand. Ja was glaubt denn Ihr, wie so ein Schwindler rein hirntechnisch auf Zack sein muss? Genau betrachtet kann sich lügen nur jemand leisten, der über ein spitzenmäßiges Gedächtnis verfügt. Was ich damit sagen möchte: Wenn Du jemanden die Story vom toten Hund auftischst, dann musst Du in der Lage sein, diese auch nach zwei Monaten noch wortgetreu wiederzugeben. In Zeiten von Internet und Co können wir uns aber immer weniger merken. Laut Wissenschaftler ist unser Langzeitgedächtnis total im Eimer. Das heißt jetzt nicht, dass wir immer dämlicher werden. Das nun auch nicht direkt, aber hochtourig läuft bei uns im Oberstübchen halt auch nichts mehr ab. So schaut’s aus, Freunde. 

Und was machen wir nun, wenn uns einer eine hochkarätige Lüge auftischt und aus einem Wanderausflug im Altmühltal eine Bergtour an der Eiger Nordwand macht? Ich würde sagen, wir sehen gnädig darüber hinweg. Denn auch wenn unserem Oberstübchen bemerkenswerte Mängel nachgesagt werden, haben wir das Herz ja doch am rechten Fleck.

Die schönsten Kolumnen schreibt der Fink

Wem also nach Lachen und hintergründigem Humor zumute ist, der ist bei uns goldrichtig. Mehr von meinen Kolumnen sowie Lesenswertes über unsere schöne Stadt und die Freisinger Lebensart gibt es jeden Monat im Fink – dem Stadtmagazin der Freisinger.

Es grüßt Euch herzlichst,

Eure Rosi

Fotos der Februarkolumne im Fink: Thomas Strasser

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